Hildegard

Inspirierende Geschichten aus unserer Community

Hildegard und ihre ShaktiStory - mit der orangen ShaktiMat Original

Ich habe etwas wirklich Aufregendes erlebt!

Es begann vor ungefähr fünf Jahren. Ich, zu dem Zeitpunkt 57 Jahre alt, war seit mehr als 20 Jahren als Hypnosetherapeutin mit eigener Praxis tätig und durchaus glücklich mit meinem Job. Ich mochte meine Arbeit und meine Patient:innen und konnte mir mein Leben nach meinen Bedürfnissen organisieren. Aber irgendetwas fehlte mir, mehr Abwechslung vielleicht oder mehr oder eine andere Tiefe. Ich stolperte über eine Stellenausschreibung für den Aufbau eines Hauses für jugendliche Flüchtlinge. Das klang super! Ich bewarb mich und bekam tatsächlich den Job.

Es sollte eine herausfordernde, aber auch sehr befriedigende Aufgabe werden. Zehn schwer traumatisierte Jugendliche aus fünf Ländern brauchten ein geborgenes Zuhause und mein Ziel war es, dies mit allem, was ich hatte, für sie zu erschaffen. Mir wuchsen diese jungen, verängstigten Menschen, die schon so viel Leid ertragen hatten und nun ohne ihre Eltern in einem fremden Land zurechtkommen mussten, schnell ans Herz und ich war dankbar, dass sie zu mir als ihre “deutsche Mama” Vertrauen gefasst hatten. Es war genau das, was ich gesucht hatte. Nein, das stimmt nicht. Es war noch so viel mehr: Ich erfuhr tiefe Erfüllung.

Mein neu gewonnenes Berufsglück endete jäh nach drei Jahren. Ich mag da gar nicht so ins Detail gehen, aber es ging um übergriffiges Verhalten gegenüber einer Schutzbefohlenen und meiner Meldung dessen bei den entsprechenden Stellen. Das drastische Resultat: Ich wurde über Nacht meines Amtes enthoben.

Es war ein Schock, ein Alptraum - für meine Jugendlichen, denen von jetzt auf gleich eine wichtige Bezugsperson weg brach, und für mich. Diese fürchterliche Geschichte brachte mich an den Rand meiner Kräfte und in den ersten Wochen fühlte ich nichts außer Wut, Ohnmacht und Angst um die Kinder. Ich versuchte, zumindest über Textnachrichten mit ihnen in Verbindung zu bleiben - ein schwacher Trost. Aber so gelang es mir zumindest, meine Schützlinge in Jobs und eigene Wohnungen zu bringen.

Aber was sollte ich nun tun? Eine Rückkehr war ausgeschlossen, dafür saßen die Enttäuschung und der Stachel des verlorenen Vertrauens zu tief. Drei Monate verharrte ich in dieser Schockstarre, in diesem wirklich tiefen Tal, und es ging mir sehr schlecht.Dann, sehr langsam, lichtete sich der Nebel und neue, zarte Ideen formten sich in meinem Kopf. Es wurde mir klar, dass ich weiter in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sein wollte. In Deutschland natürlich. Oder...?

Es war ein kleiner, vorsichtiger Gedanke, der dann immer mutiger wurde, bis ich schließlich glasklar wusste: Ich will in die Welt hinaus und Kinder und Jugendliche überall dabei unterstützen, die Bildung und die Zuwendung zu bekommen, auf die sie einen Anspruch haben! Ich nahm all meinen Mut zusammen und beachtete nicht weiter die äußeren (und ehrlicherweise auch inneren) Stimmen, die fragten: “In deinem Alter? Dein Leben komplett auf den Kopf stellen? In DEINEM Alter?” Pfff. Ich machte mich an die Recherche, verkaufte mein Auto und tauschte mein Haus gegen eine Wohnung. Ich wollte das durchziehen.

Im Mai 2018 war es dann soweit. Mit einem kleinen roten Rucksack brach ich auf nach Tansania. Dort unterstützte ich Jamal und sein tolles Projekt “Fußball für Bildung”: 50 bis 70 Jugendliche bekommen täglich die Möglichkeit, zuerst Fußball zu spielen und dann Englisch zu lernen. Ich brachte einen Teil meines Ersparten ein und half beim Aufbau des Klassenzimmers. Dann zog ich weiter zum nächsten Projekt.

Es ging nach Nepal. Dort unterstützte ich Lehrer:innen im Umgang mit psychisch erkrankten Kindern. Ich half, einen großen Klassenraum zu bauen, und entwickelte mit dem Lehrpersonal ein neues Lernkonzept für die Kinder.

Hildegard und ihre ShaktiStory

Die Fotos stammen aus Peggy's privater Sammlung und von der Fotografin des Projektes "Schau mich an" Claudia A. Cruz. 

Die dritte Station führte mich nach Südamerika, nach Peru, wo ich in einem Zufluchtshaus für junge Mütter meine Erfahrungen in der Traumabewältigung einsetzen durfte. Gemeinsam mit den Sozialpädagog:innen vor Ort entwarfen wir Erziehungskonzepte für die jungen Mamas.

Und in Brasilien stand eigentlich ein Musikprojekt auf dem Plan, was dann aber leider nicht zustande kam. Kurzentschlossen - und ehrlicherweise überrascht über meine Coolness und Flexibilität bei dieser unerwarteten Hürde - tat ich dann einfach andere Projekte auf, unter anderem eins im Amazonas und ein weiteres in einer der Favelas in Fortaleza. Ich lernte mal wieder: Auch wenn etwas mal nicht klappt, darf ich darauf vertrauen, dass ich eine Alternative finden werde.

Acht Monate dauerte meine Reise. Acht Monate, die wie ein Zeitlupensprung in sehr kaltes Wasser waren, in denen ich vor so manch furchteinflößender Situation stand und in denen ich dann immer wieder über mich selbst hinaus wuchs. Aber das war gar nicht das Aufregendste. Aufregend war es zu erfahren, wie groß und wie tief Glück sein kann, wenn man sich eine wirklich sinnstiftende Aufgabe sucht und dann findet. Es gab so viele eindrückliche Erlebnisse und Begegnungen und ich bin dankbar, dass ich mich bei den Projekten einbringen und meinen Beitrag leisten durfte. Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt und den Jackpot gewonnen.

Seitdem war ich zwar nochmal in Nepal, aber Corona hat mir schon auch einen dicken Strich durch meine weiteren Reisepläne gemacht - was wiederum den Vorteil hat, dass ich mir Gedanken über Projekte in der Nähe gemacht habe. Deutschland ist ja auch Teil der Welt! Aktuell arbeite ich an der Idee, Meditation in Kindergärten und Grundschulen zu bringen, darüber aufzuklären und mit den Kindern zu üben. Auf meiner zweiten Nepalreise nahm ich einen jungen Mann mit, der nicht so recht wusste, wo seine Reise im Leben hingehen soll. Er konnte seinen Blick weiten und durch den gewonnenen Raum Pläne für seinen (beruflichen) Weg entwerfen. Und daraus entwickelte ich dann die Idee, eine solche Reisebegleitung als Projekt anzubieten. Ach, ich habe so viele Ideen!

Wenn ich nicht an den Projekten arbeite, für sie Geld sammele oder auf Reisen bin, arbeite ich in meiner Praxis. Mit 62 Jahren lebe ich ein unabhängiges, abwechslungsreiches und erfüllendes Leben, erwachsen aus eigener Kraft - und aus einer großen Krise heraus. Das macht mich ganz schön glücklich.

„Mein Enkel liebt die ShaktiMat ganz besonders.“

– Hildegard

Hildegard nutzt ihren “guten Begleiter”, wie sie ihre ShaktiMat nennt, um wieder fit und energiereich zu werden. Ihren Patient:innen legt sie die Matte ans Herz, damit sie sich wieder spüren und in Kontakt mit Körper, Geist und Psyche kommen können. Und ihr Enkel “liebt sie ganz besonders! ;)”.

Wir danken Hildegard für ihren Mut, uns von ihrer spannenden Reise zu erzählen. 

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Foto der Autorin Jasmin Elliott
Foto der Autorin Jasmin Elliott

Über die Autorin

Bettina Wagener lebt als Autorin und Redakteurin in Köln. Die „ShaktiStories" und die Menschen darin sind ihr ein Herzensprojekt, das sie mit Neugier, Takt und Erzähl-Freude für uns realisiert.