Inhalt
- Kurzinfo zum Tibialisnerv
- Tarsaltunnelsyndrom: Symptome richtig deuten
- Tarsaltunnelsyndrom: Ursachen & Risikofaktoren
- Folgende Tarsaltunnelsyndrom-Behandlung ist möglich:
- Diese Tarsaltunnelsyndrom-Übungen können dir helfen:
- Wann ist eine Tarsaltunnelsyndrom-OP unvermeidbar?
Kurzinfo zum Tibialisnerv
Der Tibialisnerv (nervus tibialis) ist ein wichtiger Nerv, der sich im Unterschenkel befindet und für die Bewegung sowie Sensibilität deines Fußes verantwortlich ist. Er verläuft entlang der Innenseite deines Beins durch den Tarsaltunnel im Knöchelbereich und versorgt dabei verschiedene Muskeln und Gewebe im Fuß und im Unterschenkel, wodurch Bewegungen wie das Heben des Fußes oder das Strecken der Zehen ausgeführt werden können. Darüber hinaus überträgt der Tibialisnerv sensorische Signale aus dem Fuß zurück zum Gehirn, was die Empfindung und das Tastgefühl im Fuß gewährleistet. Kurz gesagt: Der Tibialisnerv spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewegungskoordination im Fußbereich.
Tarsaltunnelsyndrom: Symptome richtig deuten
Ist der Tibialisnerv im Tarsaltunnel beeinträchtigt, kann dies – insbesondere im Bereich des Innenknöchels und der Fußsohle – zu Beschwerden wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen, einem Brennen oder richtigen Schmerzen im Gelenk oder sogar im ganzen Fuß führen. Beim Gehen oder Stehen können diese Empfindungen verstärkt auftreten und bis zu den Zehen ausstrahlen. Vielleicht hast du das Gefühl, dass deine Füße oft einschlafen. Oder du hast Schwierigkeiten, sie zu bewegen beziehungsweise zu kontrollieren. Diese Symptome des Tarsaltunnelsyndroms können deinen Alltag beeinträchtigen, zum Beispiel beim Sport, Laufen oder einfach nur beim Sitzen. Daher ist es wichtig, sie ernst zu nehmen. Du kannst ihnen durch eine geeignete Behandlung, etwa durch passende Übungen, entgegenwirken. Bei länger andauernden Schmerzen solltest du allerdings auf jeden Fall ärztlichen Rat einholen. Dein Arzt kann durch eine eingehende Untersuchung feststellen, ob das Syndrom bei dir vorliegt. Gemeinsam besprecht ihr dann die besten Therapieansätze für deinen individuellen Fall. Zusätzlich wird er dir sagen können, ob es sich um ein vorderes oder ein hinteres Tarsaltunnelsyndrom handelt. Hier haben wir für dich schonmal ein paar Infos zur Einschätzung:
Vorderes & hinteres Tarsaltunnelsyndrom
Das vordere Tarsaltunnelsyndrom tritt auf, wenn der Tibialisnerv im vorderen Bereich des Tarsaltunnels eingeklemmt oder gereizt wird. Dies kann zu Symptomen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Schmerzen im Fußrücken führen. Im Gegensatz dazu tritt das hintere Tarsaltunnelsyndrom auf, wenn der Tibialisnerv im hinteren Bereich des Tarsaltunnels beeinträchtigt wird. Hier reichen die Symptome von Schmerzen über Kribbeln bis hin zu Taubheitsgefühlen im Bereich der Fußsohle und des Fersenbereichs. Beide Formen des Syndroms können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden – vorrangig durch Verletzungen, Entzündungen oder anatomische Anomalien. Hierauf gehen wir nun im Detail ein.
Tarsaltunnelsyndrom: Ursachen & Risikofaktoren
Die Auslöser des Tarsaltunnelsyndroms sind vielfältig. Eine häufige Ursache ist eine Verengung oder Kompression des Tibialisnervs im Bereich des Tarsaltunnels, oft aufgrund von Verletzungen oder Entzündungen. Zum Beispiel können wiederholte Be- und Überlastungen durch bestimmte Sportarten wie Laufen oder Fußball dazu führen, aber auch knöcherne Veränderungen nach Brüchen im Bereich des Innenknöchels, Sprung- und Fersenbeins, Bandverletzungen am Innenband oder inneren Kapselbandapparat sowie Verletzungen der Strukturen im Tarsaltunnel selbst. Entzündliche Reaktionen infolge von Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Sprunggelenkarthrosen sind weitere Auslöser. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Arthritis können das Risiko für ein Tarsaltunnelsyndrom erhöhen, da sie zu Entzündungen führen können. Andere Faktoren, wie Übergewicht, ein schwaches Bindegewebe oder eine angeborene Verengung des Tarsaltunnels, können das Tarsaltunnelsyndrom ebenfalls auslösen. Es ist daher wichtig, diese Ursachen zu erkennen und zu behandeln, um deine Fußgesundheit langfristig zu erhalten.
Folgende Tarsaltunnelsyndrom-Behandlung ist möglich:
Kommen wir nun zur Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms. Wenn du unter einem Tarsaltunnelsyndrom leidest, gibt es verschiedene Therapieansätze, um deine Beschwerden zu lindern und dein Wohlbefinden zu verbessern. Eine Möglichkeit ist die konservative Therapie, die oft zuerst verordnet wird. Als Sofort-Maßnahme beim Tarsaltunnelsyndrom ist Ruhigstellung sicher sinnvoll. Danach reichen die Empfehlungen von orthopädischen Schuhen oder Einlagen über physikalische Therapie bis hin zu gezielten Dehn- und Lockerungsübungen für die Waden- sowie Fußmuskulatur. Diese Maßnahmen können helfen, den Druck auf den Nerv zu reduzieren, wodurch sich auch die Symptome am Gelenk und an der Fußsohle gut lindern lassen. Hierauf gehen wir gleich noch im Detail ein.
In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie zum Einsatz kommen, um Schmerzen und Entzündungen zu behandeln, zum Beispiel bei einer bestehenden entzündlichen Gelenk-Erkrankung (rheumatoiden Arthritis). Dies kann die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten wie Ibuprofen oder die Anwendung von lokalen Schmerzsalben umfassen. Oft wird auch gefragt, ob man ein Tarsaltunnelsyndrom tapen kann. Die Antwort lautet: ja. Denn auch so wird dein Fußgelenk entlastet beziehungsweise dessen Stabilität gefördert. Bandagen oder Schienen können hierfür ebenfalls zum Einsatz kommen. Achte dabei aber bitte darauf, deine Durchblutung nicht dauerhaft einzuschränken, das wäre kontraproduktiv.
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, um deine Beschwerden zu lindern, kann eine invasive Behandlung in Betracht gezogen werden. Dazu gehört beispielsweise die Injektion von Kortikosteroiden direkt in den Tarsaltunnel, um Entzündungen zu reduzieren und den Druck auf den Nerv so zu verringern. In schwereren Fällen kann auch eine Operation des Tarsaltunnelsyndroms notwendig sein, um den Druck auf den Tibialisnerv dauerhaft zu reduzieren. Hierauf gehen wir später noch genauer ein. Selbstverständlich ist wichtig, mit einem Facharzt für Orthopädie oder Neurologie zusammenzuarbeiten, um die beste Behandlungsoption für deine individuelle Situation zu finden.
Diese Tarsaltunnelsyndrom-Übungen können dir helfen:
Wenn du unter einem Tarsaltunnelsyndrom leidest, kannst du gezielte Übungen in deinen Alltag integrieren, um deine Symptome an Gelenk, Fußrücken sowie Fußsohle zu lindern und deine Fußgesundheit zu verbessern. Neben der klassischen Wadenmuskeldehnung kannst du auch Variationen wie die seitliche Wadenmuskeldehnung oder die Wadenmuskeldehnung an der Wand als Behandlung des Tarsaltunnelsyndroms ausprobieren. Und das funktioniert so:
- Klassische Wadenmuskeldehnung: Stehe aufrecht, mit einem Fuß leicht nach vorne positioniert und dem anderen Fuß einen Schritt zurück. Halte den Rücken gerade und die Fersen fest auf dem Boden. Beuge nun das vordere Knie langsam, während du das hintere Bein gestreckt lässt. Spüre jetzt die Dehnung in der Wade des hinteren Beins. Verweile für etwa 20-30 Sekunden in dieser Position und atme dabei gleichmäßig. Wechsle dann die Position und wiederhole die Dehnung mit dem anderen Bein.
- Seitliche Dehnung des Wadenmuskels: Stelle dich aufrecht hin, mit den Beinen etwa schulterbreit auseinander. Verlagere nun dein Gewicht auf ein Bein und halte das andere Bein gerade. Beuge dann den Oberkörper langsam zur Seite, indem du die Hüfte zur gegenüberliegenden Seite schiebst. Strecke anschließend den Arm auf der gleichen Seite wie das gebeugte Bein über deinen Kopf, während du die Dehnung spürst. Halte diese Position für etwa 20-30 Sekunden und wechsle dann die Seite.
- Wadenmuskeldehnung an der Wand: Positioniere dich etwa einen Armabstand von einer Wand entfernt. Strecke ein Bein nach hinten und lehne dich mit den Händen an die Wand. Halte das hintere Bein gestreckt und die Ferse fest auf dem Boden. Lehne dich nun langsam mit dem Oberkörper nach vorne, bis du eine Dehnung in der Wade spürst. Nach etwa 20-30 Sekunden kannst du auch hier die Seite wechseln.
Diese drei Übungen fördern nicht nur die Durchblutung und reduzieren den Druck auf den Tibialisnerv, sondern können auch insgesamt dabei helfen, die Flexibilität und Beweglichkeit deiner Wadenmuskulatur zu verbessern.
Weitere Übungen & Akupressur
Eine weitere effektive Übung zur Linderung der Beschwerden bei einem Tarsaltunnelsyndrom ist das Fußrollen mit einem Massageball. Zusätzlich zum geraden Rollen über den Fußrücken und die Fußsohle kannst du dir auch mit kreisenden Bewegungen Linderung verschaffen oder gezielt auf bestimmte schmerzhafte Punkte drücken. Mit dieser Behandlung löst du Verspannungen und lockerst deine Muskulatur, wodurch nicht nur die Schmerzen im Fuß und Taubheitsgefühle gelindert werden können, sondern auch die Fußmuskulatur insgesamt gestärkt und die Beweglichkeit verbessert wird. Unser Tipp: Mit einer Akupressur-Fußmatte geht die Selbstmassage der Fußsohle noch leichter von der Hand. Du stellst dich einfach auf die zahlreichen Spitzen und lässt die Matte für dich "arbeiten". Durch Gewichtsverlagerung kannst du dabei gut steuern, in welchem Bereich deiner Fußsohle du mehr oder weniger Druck ausüben möchtest. Gefällt dir diese Art der Entspannung? Dann gönne doch gleich deinem ganzen Körper eine Sitzung auf einer Akupressurmatte. Auf diese Weise förderst du deine Durchblutung und lockerst deinen Muskeln nach einem anstrengenden Tag.
Neben Dehnübungen und einer Selbstmassage kannst du auch Gleichgewichtsübungen in deinen Tagesablauf integrieren, um deinem Tarsaltunnelsyndrom entgegenzuwirken. Versuche doch einfach öfter mal auf einem Bein zu stehen, zum Beispiel während du Zähne putzt oder das Abwaschen erledigst. Du kannst dich auch auf einen wackeligen Untergrund wie ein Balancekissen oder ein Schaumstoffpad stellen, um deine Fußmuskulatur zu stimulieren und deine Stabilität zu verbessern. Darüber hinaus helfen diese Übungen auch dabei, das Risiko von Verletzungen zu verringern und die allgemeine Fußgesundheit zu fördern. Wichtig: Übe regelmäßig, um eine langfristige Verbesserung deines Tarsaltunnelsyndroms zu erzielen. Indem du die Übungen in deinen Alltag integrierst, kannst du aktiv dazu beitragen, deine Beschwerden zu lindern. Wenn du unsicher bist, welche Übungen für dich geeignet sind, kann ein Physiotherapeut dir einen individuellen Übungsplan zusammenstellen.
Wann ist eine Tarsaltunnelsyndrom-OP unvermeidbar?
Sobald deine Symptome durch konservative Behandlungsmethoden innerhalb einer annehmbaren Zeit nicht ausreichend gelindert werden und dich dein Tarsaltunnelsyndrom weiterhin stark beeinträchtigt, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Dies geschieht in der Regel, wenn der Druck auf den Tibialisnerv so stark ist, dass deine Lebensqualität extrem beeinträchtigt wird und du tägliche Aktivitäten kaum noch ausführen kannst.
Bei der Operation wird der Tarsaltunnel erweitert, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren. Dies geschieht durch Entfernen von Gewebe oder Knochen, um mehr Platz für den Nerv zu schaffen. In einigen Fällen kann auch eine Neuausrichtung der umliegenden Strukturen notwendig sein, damit der Druck dauerhaft reduziert wird. Die Operation wird in der Regel unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt und kann je nach individueller Situation ambulant oder stationär erfolgen. Die meisten Patienten spüren nach dem Eingriff eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome, müssen aber natürliche eine Rehabilitationsphase durchlaufen. Hierbei wird die Fußmuskulatur gestärkt und die Beweglichkeit wiederhergestellt. Dein Arzt wird dir dahingehend spezifische Anweisungen zur Nachsorge geben, weswegen wir hier nicht näher auf diese Zeit eingehen möchten.
Wir hoffen, dass deine Beschwerden noch nicht so weitreichend und stark sind. Denn in diesem Fall kannst du zunächst alle Möglichkeiten der konservativen Therapie ausschöpfen, bevor du an eine Operation denken musst. Fakt ist: Ein chirurgischer Eingriff am Tarsaltunnel sollte wirklich nur dann in Betracht gezogen werden, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirksam sind. Sprich mit deinem Arzt über die Optionen in deinem ganz individuellen Fall, um die beste Entscheidung für deine Gesundheit zu treffen. Unser Tipp: Auch eine zweite Meinung schadet bei einer derart weitreichenden Entscheidung wie einer Operation sicher nicht.