Hinter den Kulissen in Varanasi: Unser Besuch in der Gratitude Factory
Wie viele von euch bereits wissen, werden alle ShaktiMats in unserer Gratitude Factory in Varanasi, Indien, produziert. Dort arbeiten 82 Frauen, unsere Kolleginnen, die jeden Produktionsschritt einer ShaktiMat händisch ausführen.
Als wir unsere Kolleginnen vor einiger Zeit fragten, was wir noch für sie tun dürften, haben sie uns geantwortet: “Bitte kommt uns mehr besuchen.”
Das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen. Schließlich ist das auch eine Geste des Respekts, die sie verdienen. Also brachten wir diesmal sogar ein ganzes Fotografen- und Kamerateam und eine indische Journalistin und Übersetzerin mit, um die Frauen zu interviewen und ihre ganz persönlichen Geschichten aufzuschreiben.
Es hat uns unheimlich gefreut zu sehen, wie glücklich das unsere Kolleginnen gemacht hat. Es ist zudem ein Zeichen des Respekts, dass ihre harte Arbeit gewertschätzt wird und ihre Meinungen und Ideen gehört werden.
Unsere Eindrücke aus Varanasi möchten wir in diesem Blogbeitrag mit euch teilen. Damit ihr spürt, woher die Magie eurer ShaktiMat kommt und wer sie vor euch in den Händen gehalten hat.
Ein warmer Empfang
Der Empfang war sehr herzlich. Wir wurden von den Frauen mit offenen Armen begrüßt und konnten sichtlich spüren, wie sehr sie sich darüber freuen, dass wir zu Besuch kamen.
*Die beiden ShaktiMat Co-Founder Jon (ShaktiMat Neuseeland) und Glynn (ShaktiMat Deutschland)
*Lokale Brahmanen, die auch das morgendliche Morgengebet in der Factory durchführen. Hier segnen sie unseren Co-Founder Glynn Ryland.
Dennoch möchten wir die Tatsache nicht leugnen, dass die Frauen anfangs recht schüchtern in unserer Gesellschaft waren. Kein Wunder, da kommen auf einmal diese Menschen aus dem Westen mit den ganzen Kameras und wollen ihnen Fragen stellen. Darauf waren wir natürlich vorbereitet und haben den Frauen jegliche notwendige Zeit gegeben, um sich an uns, die neue Situation und die Kameras zu gewöhnen.
Nach unseren drei gemeinsamen Tagen hatten wir einen sehr herzlichen und freudigen letzten Shootingtag. Die Frauen sind sichtlich aufgetaut und begannen, sich vor den Kameras zu entspannen. Sie haben vor allem viele Späße darüber gemacht, dass sie sich nun wie Bollywood Stars fühlen würden.
Unser Weg nach Utah Pradesh
Allein der Weg zur Gratitude Factory ist schon einzigartig: Man sieht Kühe auf den Straßen, es wird dauernd gehupt und der Verkehr ist mit großer Sicherheit chaotischer als in anderen Teilen Indiens. Je mehr Kilometer wir zurück legten, wurde es immer ruhiger und wir kamen zu unserem Ziel: Narrotam Pur, einen Ort in Utah Pradesh, in dem die Gratitude Factory von ShaktiMat steht.
Das erste, was uns auffiel als wir die Gratitude Factory betraten, war eine ganz besondere Art der Gelassenheit und Ruhe. Darüber, womit das zusammenhängen mag, können wir natürlich nur spekulieren. Die Tatsache, dass die Factory als Tempel geweiht ist, trägt mit großer Sicherheit dazu bei. Der Hauptgrund ist aber die Energie der Frauen, mit der die Factory durch ihre tägliche Arbeit und Anwesenheit gefüllt ist. Es liegt einfach etwas besonderes in der Luft, das nur schwer in Worte zu fassen ist. Die Räume sind angenehm kühl und etwas dunkler als draußen im prallen Sonnenlicht.
Eine ganz besondere Stimmung liegt in der Luft
Derzeit arbeiten in der Gratitude Factory in Varanasi 82 Frauen – sie alle sind unsere Kolleginnen. Wenn man sie so beim Arbeiten beobachtet, arbeiten sie eigentlich genauso wie wir es wahrscheinlich alle tun. Sie unterhalten sich, schmunzeln manchmal und man spürt, dass sie unheimlich gern Zeit zusammen verbringen. Was das Ganze hier so besonders macht? Jede ihrer Handlungen strahlt eine gewisse Freundlich- und Höflichkeit aus. Alles hier passiert in einem sehr entspannten Rahmen, sodass eine gewisse Ehrfurcht im Raum ist.
So beginnt ein Tag in der Gratitude Factory
Der Arbeitstag beginnt, indem die Frauen in der Factory ankommen, einen Platz suchen und sich bereit machen für das tägliche Morgengebet, was in Indien Puja genannt wird. Danach kommt einer unserer Managerinnen der Factory, von den Frauen liebevoll Tante Amma-Ji genannt, und bereitet den Altar für das Morgengebet vor. Das alles findet in den ersten 30 Minuten ihrer bereits bezahlten Arbeitszeit statt, ungefähr von 9.30 - 10.00.
*Managerin und "Tante" Amma-Ji führt die morgendliche Puja an
Uns hat die Hingabe der Frauen während des Morgengebets sehr beeindruckt. Sie alle waren konzentriert und aufmerksam für die gesamte Dauer der Puja. Innerhalb dieses Gebets segnen sie die Arbeitsstätte, die Matten und ihre gemeinsame Community.
Direkt nach dem Gebet kommt etwas, das sich Prasad nennt. Hier wird jeder der Frauen eine Rosine gegeben, die sie als Zeichen der Opfergabe essen. Erst danach beginnt für die Frauen die eigentliche Arbeit.
*Die Frauen haben sich rührend um Anniki, unsere Produzentin und Kamerafrau, gekümmert
*Auch Anniki, unsere Produzentin, brauchte mal eine kurze Pause
Jede Frau hat ihre Aufgabe
Die Aufgaben unserer Kolleginnen sind unterschiedlich verteilt. Jede von ihnen ist für einen der Produktionsschritte eingeteilt – vom Nähen übers Löcherstanzen bis hin zum Qualitätscheck der Matten.
Die Frauen haben die Möglichkeit von Tag zu Tag zwischen diesen Produktionsschritten zu wechseln. Sie können sich somit aussuchen, was sie gern machen möchten. Mit der Zeit ist uns aufgefallen, dass viele von ihnen es allerdings bevorzugen, bei einer Job zu bleiben und nicht ständig zu wechseln.
Ein kleiner Prozentteil der Factory fehlt täglich, da wir den Frauen die Möglichkeit bieten, sich unbegrenzt freizunehmen. Das kann vor allem für Familienfeiern oder religiösen Feiertagen helfen. In Indien gehört es nämlich zum guten Ton, dass Frauen an solchen Feiertagen teilnehmen. Es ist wichtig für ihre Stellung in der Gesellschaft. Nimmt sich eine der Frauen an einem solchen Tag frei, wird sie weiterhin bezahlt.
Ca. 6–8 Frauen sind in der Regel in der Küche eingeteilt und bereiten täglich ein frisches, vegetarisches Mittagessen für die 82 Frauen vor.
In der Mittagspause wird es bunt und laut
Die Mittagspause war für uns alle sehr spannend mit anzusehen. Es braucht viel Geduld 82 Frauen zu bedienen, denn es kostet unheimlich viel Zeit bis die letzte ihr Gericht bekommt. Das schönste daran ist: Erst, wenn die letzte Frau ihren Teller vor sich hat, beginnen alle Frauen gemeinsam zu essen.
Dann wird es ziemlich bunt und laut, denn die Frauen lachen zusammen, sie erzählen sich Geschichten aus ihrem Alltag und essen gegenseitig von ihren Tellern. Das war für unsere Crew unheimlich schön mit anzusehen, denn das sind Momente, in denen wir den Zusammenhalt der Frauen besonders spüren durften.
Viele Frauen in Indien sind nach wie vor benachteiligt
Wie viele von euch wussten auch wir bereits vorab, dass Frauen aus ländlichen Gegenden Indiens leider ein viel weniger selbstbestimmtes Leben führen dürfen als wir hier in Deutschland. Dennoch ist es auch für uns manchmal schwer nachzuvollziehen wie weitreichend dieses Verständnis greift.
So haben uns einige der Frauen in den Interviews beispielsweise erzählt, dass sie erst ihre Brüder oder ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen mussten, bevor sie hier arbeiten durften. Einige von ihnen geben ihre gesamtes Gehalt ihren Eltern oder Ehemännern ab, die dies dann verwalten. Wollen die Frauen darauf zugreifen, um beispielsweise einkaufen zu gehen, müssen sie wieder um Erlaubnis bitten.
Die Tatsache, dass sie ihr eigenes Geld verdienen, gibt ihnen dennoch innerhalb der Familie eine ganz besondere Stellung. Ohne dieses Einkommen wären viele von den Frauen an häusliche Pflichten gebunden, die zum Beispiel mit Kindern, putzen und kochen einhergehen. Vielen wäre es nicht einmal gestattet, das Haus zu verlassen.
*Unsere weibliche Crew, Ruhani und Anniki, bei der Arbeit
Aus vielen der Interviews (die du übrigens hier nachlesen kannst) konnten wir entnehmen, dass einige der Frauen über diese besondere Stellung in der Familie sehr glücklich sind.
Es wurde uns schnell klar, dass die Höhe des Gehalts für die Frauen nicht die größte Motivation ist, morgens hierher zu kommen. Es ist vielmehr die Gemeinschaft der Frauen, von der viele in unseren Interviews sagten, sie fühle sich an wie ein zweites Zuhause für sie. Vor allem das scheint es zu sein, was die Frauen mit ShaktiMat und der Gratitude Factory verbinden.
Wenn man die Frauen so bei der Arbeit zusieht, merkt man, wie sehr sie einander unter die Arme greifen, beratschlagen und ihr Wissen teilen.
Das Kastensystem in Indien
Normalerweise sind alle Menschen in Indien gleichgestellt – jedenfalls, wenn man dem Gesetz folgt. Die Realität sieht allerdings anders aus. Menschen werden nämlich in verschiedene Kasten eingeordnet, die sich nach der Religion richten. Die Zugehörigkeit zu einer Kaste entscheidet dann darüber, wie jemand in der Gesellschaft angesehen wird und welche Möglichkeiten ihr oder ihm im Leben offenstehen. Du kannst hier mehr über das indische Kastensystem lesen.
Viele der Frauen erwähnten in ihren Interviews, wie sehr sie es genießen, dass sie hier alle gleichgestellt sind und keine Unterschiede aufgrund der Kaste oder Religion gemacht werden.
So vertraute Geeta Devi uns beispielsweise an:
“Ich fühle mich, als ob ich hierher gehöre. Die Menschen sind herzlich, hilfsbereit und dann gibt es ja noch die wunderbare Arbeit, die wir hier leisten. Ich fühle mich mit diesem Ort sehr verbunden, es fühlt sich an wie mein richtiges zuhause. … Wir stammen alle aus unterschiedlichen Kasten und glauben an verschiedene Religionen, dennoch werden wir alle gleich behandelt. Es gibt keine gegenseitige Diskriminierung.”
Lies hier Geetas ganzes Interview.
Warum in der Gratitude Factory nur Frauen arbeiten
Es ist für Frauen – vor allem in ländlichen Gegenden Indiens – nach wie vor schwierig eine feste Anstellung zu finden. Wir wollen uns stark machen für diese Frauen und ihnen die Chance geben, etwas nachhaltiges für sich und ihre Familien aufzubauen.
Bei unserem Besuch ist uns allerdings aufgefallen, dass wir unterschätzt haben, was es für unsere Kolleginnen bedeutet, dass in der Gratitude Factory ausschließlich Frauen arbeiten. Es ist so viel mehr als nur der reine Gemeinschaftsaspekt.
Für viele der Frauen ist das der ausschließliche Grund, weshalb sie täglich überhaupt hierher kommen dürfen. Würden hier zwischen ihnen noch weitere Männer sitzen, dann wäre es dem Großteil der Frauen nicht gestattet, hierher zu kommen.
Wie ein Job dabei helfen kann, einer arrangierten Ehe zu entfliehen
In vielen Teilen von Indien ist es leider noch nach wie vor üblich, dass Hochzeiten arrangiert werden. Die Frauen werden in der Regel nämlich recht jung verheiratet.
In unseren Interviews ist uns aufgefallen, dass viele der – vor allem jungen – Frauen sehr stolz darauf sind, die Möglichkeit gehabt zu haben, eine arrangierte Ehe auszuschlagen.
Die Tatsache, dass sie in einer festen Anstellung sind und ihr eigenes Geld verdienen, hat ihnen die Möglichkeit gegeben, das eigenständig zu entscheiden und ihren Eltern einfach “Nein” zu sagen. Ohne einen festen Job wäre das sicherlich nicht möglich gewesen.
Wie der Tag endet
Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt, machen die Frauen zu verschiedenen Zeiten Feierabend. Je nachdem, welchen Verpflichtungen sie zuhause oder anderswo noch nachgehen müssen. Dafür müssen sie niemanden fragen und sich auch nirgends abmelden. Sie können die Factory einfach so verlassen.
Es passiert nicht selten, dass eine oder mehrere der anderen Frauen die verbleibende Arbeit für jene Frau beenden, die die Gratitude Factory verlassen muss. Das machen die Frauen unter sich aus.
Was wir am meisten schätzen
Eine der schönsten Erinnerungen, die wir aus der Gratitude Factory mitnehmen, ist vor allem die Dankbarkeit, mit der uns unsere Kolleginnen begegnet sind. Sie haben uns voller Herzlichkeit aufgenommen und uns das Gefühl gegeben, ein Teil der ShaktiMat Familie in Varanasi zu sein.
Diese Dankbarkeit hat man vor allem gespürt, wenn sie über Zusatzleistungen wie dem ShaktiMat Healthcare Funds oder das Stipendienprogramm für ihre Töchter gesprochen haben. Das hat uns gezeigt, dass diese Initiativen, die wir über die letzten Jahre aufgebaut haben, eine Menge dazu beitragen, dass unsere Kolleginnen ihre Arbeit in der Gratitude Arbeit wertschätzen und gerne verrichten.
In allen Interviews, die wir geführt haben, haben die Frauen erwähnt, wie unheimlich glücklich sie darüber sind, auf diesen Weg gekommen zu sein und dass sie nie wieder davon abkommen möchten.
Warum wir das so sehr im Detail mit dir teilen?
Unsere Kolleginnen aus Varanasi sind in unserer ShaktiMat Philosophie fest verankert und sind einer der Hauptgründe, weshalb wir morgens aufwachen und uns voller Motivation in unsere Arbeit stürzen. Wir möchten alles dafür tun, dass sie ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben führen dürfen.
Dieses Gefühl möchten wir auch zu dir transportieren. Mit dem Kauf einer ShaktiMat kaufst du nämlich nicht nur die Möglichkeit, deine Schmerzen zu lindern und mehr Entspannung in deinen Alltag zu bringen. Du trägst auch zu einem bedeutenden Projekt bei, das Frauen aus einem leider immer noch benachteiligten Fleck der Erde die Möglichkeit bietet, ein glücklicheres und selbstbewusstes Leben zu führen.
Diese Dankbarkeit und Energie strahlt jede ShaktiMat aus – da haben wir absolut keinen Zweifel!
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen Beitrag zu lesen. Wir freuen uns total, falls du mehr über die ShaktiMat erfahren möchtest oder noch weitere Fragen hast. Du kannst uns einfach auf Facebook, Instagram oder auch per Mail unter support@shaktimat.de erreichen und wir stehen wir Rede und Antwort!
Shakti On! 🌵🌵🌵
Über die Autorin
Karina Schönberger
Karina praktiziert seit vielen Jahren regelmäßig Yoga und Meditation und verdankt dieser Praxis ihre Kreativität im Arbeitsalltag. Sie hat irgendwas mit Medien studiert, sich in den Bereichen Marketing, Events und PR ausprobiert und sich letztendlich dafür entschieden, für sich selbst zu arbeiten. Heute ist sie Teil unseres TeamShakti und schreibt Content für euch, der euch inspirieren soll, euer Leben bewusster und glücklicher zu gestalten.