Geburtsvorbereitung mit Akupressur - ein persönlicher Erfahrungsbericht

Die Produktionsmitarbeiterin der Gratitude Factory in Varanasi macht sich fertig, um ihren Arbeitstag zu beginnen.

Die Vorbereitung auf die Geburt beginnt mit dem Wissen um die Schwangerschaft. Ob Akupressur zur Geburtsvorbereitung, der Kurs bei der Hebamme, ärztliche Tests, Yoga oder lange Gespräche mit Menschen, denen man vertraut: Wird Nachwuchs erwartet, so ändert sich einiges und jeder Mensch geht anders damit um. Ist es das erste Mal, dass man selbst neues Leben erschafft, treten viele ihrem Gefühl nach in eine bis dahin verborgene Welt ein. Eine neue Beschäftigung mit dem eigenen Körper und oft auch ganz unbekannte Empfindungen bahnen sich ihren Weg über viele Monate bis zur Geburt.

In diesem Artikel teile ich meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Geburtsvorbereitung durch Akupressur und mit der ShaktiMat. Dies ist meine Geschichte, sie muss nicht deine sein. Aber du darfst dich eingeladen fühlen, etwas aus ihr mit zu nehmen, wenn du möchtest.

„Vergiss über all diese Dinge nicht, dass niemand deinen Körper und das darin heranwachsende Leben besser kennt, als du.“
– Antje Wickboldt

Warum Akupressur erst ab SSW 38? Die Geburt steht kurz bevor!

In der Schwangerschaft wird der Körper sehr sensibel für physische und emotionale Einwirkungen. Akupressur kann aus diesem Grund auch bei Menschen wie mir, die schon viel Erfahrung damit haben, deutlich stärkere körperliche Reaktionen auslösen, als man es vom eigenen nicht-schwangeren Körper kannte. Weil Schwangerschaften so extrem individuell verlaufen, ist es deswegen wichtig, sich mit der Hebamme oder dem Arzt immer gut abzustimmen, ob bestimmte Übungen und Ideen, die man gerne ausprobieren würde für die eigene Situation hilfreich oder vielleicht sogar ungünstig sein können. So eine Abstimmung bedeutet nicht, dass die andere Person über euren Körper entscheiden darf oder sollte, aber sie gibt euch die Möglichkeit selbst eine besser informierte Entscheidung zu treffen.

Ich habe mir die ganze Schwangerschaft über oft zuerst verschiedene Meinungen und Erfahrungen eingeholt, bevor ich mir ein endgültiges Bild gemacht habe, was meine Ansicht zu einem Thema ist.

Die Waden tief auf die Spitzen einsinken lassen - eine Wohltat!

Eine Akupressurmatte und der Druck auf einzelne Akupressurpunkte regen den Körper stark an. Beides kann in der Schwangerschaft für einige Menschen wehenanregend wirken. Das ist der Grund dafür, dass es keine offiziellen Empfehlungen gibt, die Matte während der Schwangerschaft zu nutzen, weil die komplette Studienlage dazu fehlt, wie häufig verfrühte Wehen ausgelöst werden können.

Deswegen habe ich mit der intensiven täglichen Nutzung der ShaktiMat erst nach Beendigung der 37. Schwangerschaftswoche begonnen, denn ab diesem Zeitpunkt war mein Kind für mich jederzeit herzlich willkommen. Die, durch die Kombination aus Akupressur ab der SSW 38 und Spaziergängen unterstützten Senkwehen, halfen meinem Becken sehr sich rechtzeitig zu weiten und das Kind tief in die Geburtsposition rutschen zu lassen.

Für alle gezeigten Übungen habe ich die ShaktiMat Orange genutzt.

Für alle gezeigten Übungen habe ich die ShaktiMat Orange genutzt.

So habe ich Akupressur zur Geburtsvorbereitung ab der 38. Schwangerschaftswoche angewendet

Im Folgenden möchte ich mit euch teilen, welche Übungen mir ganz persönlich am meisten geholfen haben. Für weniger auf eine einzelne Person bezogene Tipps könnt ihr auch gern in den Artikel Akupressur und Schwangerschaft bei uns schauen, der etwas allgemeiner auf das Thema eingeht und ein paar konkrete Ideen für Akupressurpunkte in der Schwangerschaft und unter der Geburt zusammenfasst.

Zur Vorbereitung der Geburt wurde die ShaktiMat für mich wie eine gute Freundin, die täglich auf mich wartete und mir das Signal gab: Jetzt ist Zeit für mich und das Kind in meinem Bauch. Ich ließ bis zur Geburt keinen einzigen Tag mehr ohne Akupressur vergehen. Nicht etwa aus reiner Ambition, oder weil ich es mir in einen Plan geschrieben hatte, sondern einfach, weil es mir so gut tat.

Wadenentspannung: die Blase unterstützen und Krämpfe lindern

Gegen Ende der Schwangerschaft drückte bei mir die Blase nicht selten kräftig, denn immerhin lag ordentlich Gewicht darauf. Da ich wusste, dass Wadenkrämpfe und eine angespannte Blase sich gegenseitig begünstigen, entschied ich mich, die Blase Blase sein zu lassen und zu versuchen alle Anspannung über die Waden zu lösen.

Der Effekt war schnell spürbar! Ich lehnte mich täglich für etwa 10 Minuten mit einem Hörbuch oder Podcast auf den Ohren im Bett oder auf dem ausgeklappten Sofa zurück und ließ die nackten Waden auf der ShaktiMat ganz schwer werden. An einigen Tagen saß ich einfach die ganzen 10 Minuten so da, an anderen kippte ich meine Füße nach links und rechts sowie aufeinander zu und voneinander weg, wie kleine Scheibenwischer, um einen Massageeffekt für die Wade zu erzeugen. Himmlisch danach aufzustehen, wenn alles richtig locker und durchblutet war! Und tatsächlich: auch meine Blase entspannte sich fortan wieder viel besser.

Die Waden tief auf die Spitzen einsinken lassen - eine Wohltat!

Die Waden tief auf die Spitzen einsinken lassen - eine Wohltat!

Auch tägliches Yoga (zwischen 5-40 Minuten war da alles für mich in Ordnung, je nach Tagesform) hat mir für eine gute Geburtsvorbereitung sehr geholfen. Meine Lieblingsübung war ganz klar die tiefe Hocke, die ich seit Beginn der der Schwangerschaft für etwa eine bis zwei Minuten täglich geübt habe.

Nackenkissen für lockere Muskeln zum Abend & Morgen

Neben der Akupressurmatte nutzte ich auch das Nackenkissen täglich sehr intensiv - damit habe ich sogar schon früher angefangen, etwa ab der 35. Schwangerschaftswoche. Durch die veränderte Gewichtsverteilung und das Weicherwerden und Kippen des Beckens gegen Ende der Schwangerschaft, entstand bei mir oft ein ziehender Druck im Nacken.

Um dem entgegenzuwirken, lehnte ich den Nacken jeden Morgen und Abend etwa 5 Minuten, manchmal auch länger gegen das Nackenkissen. Der Vorteil ist, dass sich hierbei nicht nur mein Nacken, sondern auch meine Kiefermuskulatur mit entspannte, was für die Geburt sehr hilfreich sein kann. Nicht ohne Grund heißt ein oft gehörter Hebammentipp: Oben locker = Unten locker!

Auch mit dem Nackenkissen modifizierte ich die Übung für mich manchmal so, dass ich eine aktive Massage durchführte indem ich den Kopf sanft hin und her drehte oder wiegte. Das ist besonders nach einem langen Tag wirklich angenehm und hat mir sehr geholfen, da ich bis zum Ende meiner Schwangerschaft körperlich noch sehr aktiv war und viel im Garten gearbeitet habe.

Das Becken unterstützen - Aktive Akupressur

Zunächst ohne Matte, dafür aber mit den Händen, unterstütze ich auch mein Becken und meinen Steiß täglich mit angenehmem Druck. Dafür platzierte ich meine Hände, wie ihr es auf dem Bild sehen könnt so, dass meine Daumen ins weiche obere Gewebe meiner Gesäßmuskulatur sowie weiter oben auf die Hüft- und Beckenknochen drücken konnten.

Meine Akupressur zur Geburtsvorbereitung des Beckens war stets abwechslungsreich: Ich suchte mir die verspannten Stellen immer wieder neu.

Meine Akupressur zur Geburtsvorbereitung des Beckens war stets abwechslungsreich: Ich suchte mir die verspannten Stellen immer wieder neu.

Ich hielt mich hierbei nicht an konkrete Akupressurpunkte, sondern tastete täglich neu (oft sogar mehrmals täglich!) nach verspannten oder schmerzenden Stellen. Hier setzte ich mit sanftem Druck an, während ich mit etwas mehr als schulterbreit aufgestellten Beinen leicht in die Knie ging und das Becken erst fünf mal links herum, dann fünf mal rechts herum kreisen ließ. Danach suchte ich mir die nächste verspannte Stelle und wiederholte die Übung so lange wie ich Lust hatte. Je dichter es an die Geburt ging, desto mehr Zeit verbrachte ich mit dieser Übung, da sie mir wirklich ein deutlich leichteres Gefühl im Beckenbereich verschaffte und meinem Gefühl nach auch das tiefer Rutschen des Kindes zu unterstützen schien.

Zuhause bei Familie Devi. Aarti bereitet Frühstück für ihren Mann, ihre Kinder und ihre Schwiegermutter zu.

Wichtig war für mich immer mit leicht gebeugten Knien zu stehen um der natürlichen Kipp-Bewegung meines Beckens Platz zu machen und nicht dagegen zu arbeiten.

Akupressur ab SSW 39 - Energie zum Schluss nach unten richten: Stimulation der Füße

Sowohl im indischen Ayurveda als auch der Traditionellen Chinesischen Medizin hört man viel vom so genannten Fluss der Energien durch den Körper. Unter der Geburt und zur Anregung ihres Beginns gab es natürlich eine ganz klare Richtung in die ich meine Energie lenken wollte: nach unten.

Ich fing also ab dem Ende der SSW 38 mit Akupressur für die Füße an, indem ich zunächst im Sitzen auf der Bettkante vorsichtig auf der ShaktiMat trampelte und mit jedem Tag etwas mehr Druck ausübte, bis ich schließlich mit meinem ganzen Gewicht auf der Matte stehen konnte.

Lieber langsam anfangen, die Füße tragen schließlich in der Schwangerschaft deutlich mehr Gewicht. Das kann auch für geübte ShaktiMat Fans ein ganz neues intensives Gefühl zur Folge haben.

Lieber langsam anfangen, die Füße tragen schließlich in der Schwangerschaft deutlich mehr Gewicht. Das kann auch für geübte ShaktiMat Fans ein ganz neues intensives Gefühl zur Folge haben.

Hierbei habe ich stets darauf geachtet mich nicht zu überlasten und die Übung nur so lange zu machen, wie ich es als angenehm empfunden habe. Auf die Uhr gesehen habe ich dabei nie - ich schätze von 30 Sekunden bis zu 8 Minuten auf der Matte war alles dabei. Ich öffnete zu den Fußübungen stets das Fenster weit, legte mit eine Decke um die Schultern, fokussierte mich auf meinen tiefen Atem und stellte mir aktiv vor, wie der Fluss der Energie von meinem Kopf in Richtung meiner Füße stetig mein Baby umschmeichelte. Das klingt nun vielleicht ein wenig esoterisch, hat mir aber sehr geholfen, mich auf die Geburt vorzubereiten und allen Vorgängen in meinem Körper Raum zu geben ohne dagegen anzuspannen.

Atmung, Fokus & Co.: Was mir neben der Akupressur noch geholfen hat

Neben der physischen Begleitung meines Körpers so kurz vor der Geburt, waren für mich vor allem das Atmen und der emotionale Fokus auf das bevorstehende Ereignis sehr wichtig. Es gibt viele Atemübungen, die zur Geburt angeraten werden und ich persönlich habe nicht das empfinden, dass man diese einfach “auswendig lernen” sollte. Stattdessen half es mir, sich bewusst Situationen auszuwählen, in denen man ausprobieren kann, auf welche Art zu Atmen man selbst positiv reagiert. Sitzt man beispielsweise mit Verstopfung im Bad, so kann man diese Situation hervorragend nutzen um das Loslassen durch die Atmung mit verschiedenen euch bekannten Techniken zu üben.

Für mich ganz persönlich war die Atmung der Wahl die Folgende: 
Ich atme tief in den Bauch und stelle mir ganz bewusst vor, dass die gesamte Schließmuskulatur sich beim Einatmen komplett löst, ich also nach unten geöffnet bin. Dieses Offenheitsgefühl erhalte ich mir und spanne nicht wieder an. Beim Ausatmen zieht der Bauch dann nach innen und oben (als wollte man den Nabel hochsaugen) und aus der oberen Bauchmuskulatur wird gleichzeitig sanft aber fokussiert nach unten geschoben. Diese Übung wiederhole ich so lange ich mich gut konzentrieren kann. Sobald ich merke, dass ich mich verkrampfe oder im Fokus abschweife, breche ich ab und übe ein anderes Mal weiter.

Auch tägliches Yoga (zwischen 5-40 Minuten war da alles für mich in Ordnung, je nach Tagesform) hat mir für eine gute Geburtsvorbereitung sehr geholfen. Meine Lieblingsübung war ganz klar die tiefe Hocke, die ich seit Beginn der der Schwangerschaft für etwa eine bis zwei Minuten täglich geübt habe.

Auch tägliches Yoga (zwischen 5-40 Minuten war da alles für mich in Ordnung, je nach Tagesform) hat mir für eine gute Geburtsvorbereitung sehr geholfen. Meine Lieblingsübung war ganz klar die tiefe Hocke, die ich seit Beginn der der Schwangerschaft für etwa eine bis zwei Minuten täglich geübt habe.

Außerdem finde ich es hilfreich sich täglich (zum Beispiel morgens und abends) wirklich Zeit zu nehmen um sich emotional darauf vorzubereiten, dass eine existentielle und einmalige Erfahrung vor einem liegt. Jede Geburt ist individuell. Ich legte gern im Schneidersitz oder in der Seitenlage die Hände auf meinen Bauch und spürte die Bewegungen oder die Ruhe des kleinen Lebens und versuchte aktiv zuzulassen, was an Gedanken zur Geburt, dem Wochenbett und dem Mutterwerden auftaucht. Ich erfreute mich zumeist daran, dass Gedanken der Vorfreude dominieren - doch das ist natürlich nicht immer der Fall. Erschien mir etwas ungelöst, so notierte ich es mir für später in meinen Gedanken oder sprach es in der Situation direkt laut aus. Im Nachgang besprach ich aufgetauchte Ängste oder ungelöste Sorgen mit einer Vertrauensperson oder las bei einigen Themen noch einmal nach, falls ich mich nicht informiert genug fühlte.

Während deiner Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung stößt du vielleicht auf gut gemeinte Ratschläge, liest Artikel wie diesen hier oder bekommst News aus einer Schwangerschaftsapp. Vergiss über all diese Dinge nicht, dass niemand deinen Körper und das darin heranwachsende Leben besser kennt, als du. Du entscheidest was richtig für euch ist. Du entscheidest, was dein Weg ist. Und niemand kann dir vorschreiben, was du für dich aus all den Informationen annehmen möchtest, welche Schritte du als nächstes gehen möchtest und womit du dich gut fühlen darfst. Du entscheidest.

Wir wünschen dir einen wunderbaren weiteren Weg in Richtung Geburt.

Deine Anni & dein Shakti Mat Team

Wenn du dich zu den Themen Akupressur und Akupressurmatte zur Geburtsvorbereitung austauschen und anderen werdenden Müttern Tipps dazu geben oder Fragen stellen möchtest, hinterlasse uns gern einen Kommentar oder besuche uns auf Facebook.

Foto der Autorin Jasmin Elliott

Über die Autorin

Antje Wickboldt ist eine freie Autorin aus Berlin. Sie beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit den Selbstheilungskräften des Körpers und erklärt als Dozentin in interaktiven Vorträgen für Firmen und Ämter, wie mit Hilfe von Akupressur und Massage Verspannungen gelöst werden können.