Jutta
Inspirierende Geschichten aus unserer Community
Ich wollte auch eine ShaktiMat kaufen und landete bei Nora im Customer Service, wie man so schön sagt heutzutage. Ich stellte allerhand Fragen zur Matte, die Nora freundlich und ausführlich beantwortete. Eher beiläufig sagte sie: “Unsere Matten werden ja von indischen Frauen hergestellt, die wir gut bezahlen und mit kostenloser Gesundheitsversorgung unterstützen.” - “Wo denn in Indien?”, fragte ich. - “In Varanasi”, sagte Nora.
Varanasi... Ich konnte es nicht glauben! Mein Varanasi. Der Ort, an dem ich meine Liebe zu Indien und seinen Menschen entdeckte - und meine wahren Werte im Leben.
Ich war eine junge Reiseleiterin und mit meiner Gruppe im Hotel de Paris in Varanasi untergekommen. Offenbar machte ich einen erschöpften Eindruck, denn der fürsorgliche Hotelmanager verordnete mir eine Pause und einen Rundgang durchs Viertel. Ich trottete los. Dabei begegnete ich einem Jungen, der eine Bambusflöte in der Hand hielt, und fragte ihn, ob er mal spielen könnte. Und dann spielte er... so schön! Am Ende - und in einer Geste, die mich seitdem nie wieder losgelassen hat - überreichte er mir, einer fremden Westlerin, seine Bambusflöte. Dieser offensichtlich aus armen Verhältnissen stammende, fröhliche Junge demonstrierte in dem kleinen Moment so viel mehr Großzügigkeit in seinem kleinen Herzen als ich bis dato in meinem gesamten Leben.
Ich fragte ihn, ob er vielleicht mal für meine 40-köpfige Reisegruppe am Hotel spielen wolle. Freudig sagte er zu. Und daraus ergab sich dann, dass Ranjit uns auf den Bustouren und morgendlichen Bootsfahrten auf dem Ganges begleitete und alle - Gäste und einheimische Gastgeber*innen - mit seinen schönen Melodien verzückte. Am Ende unseres Aufenthalts fragte ich ihn, ob er mir 40 Bambusflöten besorgen könne. Nach wenigen Stunden überreichte er mir ein Paket. So konnte ich meinen Gästen ein Andenken an die Schönheit Varanasis und das fröhliche Flötenspiel dieses bezaubernden 9-jährigen Jungen überreichen.
Im folgenden Jahr begleitete ich wieder eine Reisegruppe durch Indien und somit auch durch Varanasi - und Ranjit ließ nicht lange auf sich warten: Aufgeregt kam er auf mich zugelaufen und verkündete stolz: “I opened my own business!” Er erzählte, wie er nun in der kleinen Garage zuhause Bambusflöten verkaufe und wie er mit dem Geld sich und seine Mutter unterstütze. Ich war so beeindruckt: Da hatte ein 10-jähriger Junge ganz eigenmächtig seine Chance erkannt und ergriffen und die Verantwortung für seine Mutter übernommen - und einfach ein kleines Bambusflötengeschäft eröffnet!
Das war mein erstes prägendes Erlebnis in Indien, das mich die Menschen und Kultur in dem Land lieben und schätzen ließ. Über die nächsten paar Jahre konnte ich Ranjits Leben noch begleiten und immer wieder machte mir der Junge mit dem großen Herzen kleine Geschenke wie zum Beispiel eine schwarze Gebetskette - er bestand darauf und ich nahm sie dankbar an. Dann musste ich leider meine Reiseleitertätigkeit aufgeben und somit auch meinen Kontakt zu ihm. Ich hoffe, es geht ihm gut und er hat vielleicht ein erfolgreiches Holzinstrumenteimperium aufgebaut. Zuzutrauen wäre es ihm.
Ich war noch einige Male in meinem Leben auf dem indischen Subkontinent und durfte viele beeindruckende Menschen kennenlernen. Eine Autopanne führte mich, eine ehemalige Kinderkrankenschwester, mal in einer glücklichen Fügung zu einer Leprastation in Indore, wo ich unermüdliche Mediziner*innen und Helfer*innen unterstützen durfte. In Dharamsala habe ich mit Buddhisten und Nicht-Buddhisten Belehrungen des Dalai Lama gelauscht. 2009 habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt und Bhutan bereist und auch dort so viele feine, freundliche Menschen kennengelernt. Mit manchen bin ich nun seit Jahrzehnten verbunden. Diese Warmherzigkeit und unerschütterliche Großzügigkeit der Menschen, die oftmals in großer Armut leben, hat mich zutiefst geprägt und immer wieder hinterfragen lassen: Was ist wirklich wichtig? Was brauche ich wirklich für ein gutes Leben?
Nun, mit 79 Jahren, meine ich, es zu wissen: Ich brauche die innige Verbundenheit zu meinen Zugehörigen - nah und fern. Ich brauche gesunde Nahrung und ein kleines Dach über dem Kopf. Und ich brauche jeden Tag die Fröhlichkeit über und das Vertrauen in das, was ist. Wie Ranjit.

Die Fotos stammen aus Jutta's privater Sammlung. Sie trägt noch immer die schwarze Mala (Meditationskette), welche Ranjit ihr damals schenkte.
„Und ich brauche jeden Tag die Fröhlichkeit über und das Vertrauen in das, was ist.“
– Jutta
Jutta nutzt ihre grüne ShaktiMat am meisten zur Entspannung - und zwar in ihrem geliebten Schaukelstuhl!
Wir danken Jutta für ihre schöne Geschichte und diese große Liebeserklärung an die Menschen in einem Land, mit dem auch ShaktiMat so eng verbunden ist.
Erzähl uns deine Geschichte!
Wenn du auch eine inspirierende Geschichte aus deinem Leben mit der Community teilen möchtest, melde dich gerne bei uns. Um Kontakt mit unserer Autorin aufzunehmen, haben wir einen kurzen Fragebogen vorbereitet, in welchem sie euch schon etwas kennenlernen kann.
Wir freuen uns auf deine Geschichte!


Über die Autorin
Bettina Wagener lebt als Autorin und Redakteurin in Köln. Die „ShaktiStories" und die Menschen darin sind ihr ein Herzensprojekt, das sie mit Neugier, Takt und Erzähl-Freude für uns realisiert.